Nicht ganz (R)egal!
No°21
Credit: Unsplash/Mariia Zakatiura
E-Books, Podcasts und Online-Abos sind mittlerweile fester Bestandteil unser aller Lebensrealität geworden. Da stellt sich unweigerlich die Frage, ob deren Existenz wiederum nicht die Daseinsberechtigung des Regals bedroht? Auffällig: Auf Social Media ist das einst so beliebte Möbelstück derzeit reichlich präsent. Wie ist es also um die Zukunft des Regals bestellt? Für die md habe ich mich auf die Suche nach Antworten begeben.
Mit dem Aufkommen von MP3, Mediaplayern und später Spotify sank die Nachfrage nach dem CD-Regal. Streamingdienste wie Netflix und Co. machten auch DVD- und VHS-Möbel uninteressant. Nun könnte wegen E-Readern, Online-Abos und Tablets die Präsenz des Bücherregals obsolet werden. Mitnichten, meint der geschäftsführende Gesellschafter von Interlübke, Dr. Frank Oehmke: „Trotz dieser Entwicklung gibt es nach wie vor eine stabile Nachfrage nach Büchern.“ Womit er nicht ganz Unrecht hat, wie aktuelle Zahlen belegen. Zwar ist die wirtschaftliche Lage seit einiger Zeit angespannt, der Buchhandel hält sich aber beständig. So ist der Gesamtumsatz der Branche 2023 im Vergleich zum Vorjahr dem Börsenblatt zufolge um 2,8 % gestiegen. Ebenso wuchs der Online-Handel um 2,6 % auf 4,05 Mrd. Euro im Vergleich zu 2022. Dagegen läuft das Geschäft mit E-Books eher schleppend. Ganz anders bei Hörbüchern – sie sind gefragt. Ob analog oder digital, Bücher haben noch immer Relevanz. Doch wie steht es um das Regal?
Entwicklung zum Designobjekt
Auch im digitalen Zeitalter gilt das Regal als elementar im Wohnraum, heißt es in der Branche. Es habe sich lediglich weiterentwickelt, und zwar vom Funktionsmöbel zum Designobjekt. Heute ist es vor allem der Ort für Blumen, Kunst, Erinnerungsstücke und digitale Endgeräte. Das gedruckte Werk ist nach wie vor ebenfalls vertreten, betont Maria Porro, für Marketing und Kommunikation bei Porro verantwortlich: „Viele möchten noch immer gerne ihre Lieblingsromane oder Kunst- und Fotobücher ausstellen.“ Alles im Regal hat dabei seinen Platz und wird bewusst inszeniert – sogar leere Fächer! Der Wunsch nach Ästhetik, Ordnung und Struktur scheint zu bestehen. Gleichwohl sieht Trendexpertin Oona Horx Strathern die Entwicklung kritisch: „Wenn sie Bücher in ihren Regalen haben, geht es für viele Menschen heute nur noch um Dekoration und Statussymbolik und nicht mehr darum, was Sie gelesen haben oder lesen werden.“
Kompakt und klein
Durch die neue Nutzung habe sich ein verändertes Kaufinteresse ergeben, verraten einige Hersteller. Größere Bücherregale für das Wohnzimmer sind mittlerweile weniger beliebt. „Stattdessen bevorzugen die Menschen zunehmend kompaktere Möbel und Aufbewahrungslösungen“, sagt Montana-CEO Joakim Lassen. Aus diesem Grund nimmt sein Unternehmen Anpassungen vor und strafft das Sortiment. Diesen Trend bestätigt Christine Scharrenbroch, Pressesprecherin des Verbands der Deutschen Möbelindustrie: „Der Bedarf an großvolumigen Bücher- und Wohnwänden ist in den vergangenen Jahren tendenziell eher zurückgegangen.“ War das absehbar? Vermutlich. Immerhin füllen heute – aufgrund von Suchmaschinen wie Google und Online-Enzyklopädien wie Wikipedia – nicht mehr länger voluminöse Lexika reihenweise die Aufbewahrungsmöbel. Vielmehr gerät es schlanker und filigraner. Dafür steht zum Beispiel String Furniture. „Anstatt eines großen Regals, das sich über die gesamte Länge einer Wand erstreckt, wählen viele unserer Kunden mehrere kleine Einheiten“, weiß String-Marketingexperte Bo Hellberg.
Ebenso erachten Desalto, Schönbuch und Kettnaker ein kompakteres Maß als zeitgemäßer. Desalto sieht eine Verbindung zur heutigen Wohnraumproblematik: „Die Zunahme kleinerer Wohnräume, insbesondere im urbanen Umfeld, bewirkt eine stärkere Nachfrage nach kleineren Möbeln, die sich besser für diese Umgebungen eignen“, meint Alessandra Bosaglia.
Modulare Systeme
„Wir mussten uns im Lauf der Jahre aufgrund unserer Beobachtung von Markttrends und Verbraucherpräferenzen an die veränderte Nachfrage anpassen. Das führte zur Einführung einzelner Bauteile, die kompatibel mit verschiedenen Räumen und Bedürfnissen sind“, berichtet Bosaglia. Einige Produkte eliminierte sie aus dem Sortiment, da sie nicht mehr…
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