Auf Tuchfühlung: Aerial Pilates

No°4

Credit: Unsplash/Christian Newlands

Weil mich Yoga schon seit einigen Jahren begleitet und ich dabei immer wieder gern neue Stile und Techniken ausprobiere, war es an der Zeit sich von der Matte zu lösen und stattdessen ins Tuch zu hängen. Für Fitbook habe ich meine Premiere im Aerial Pilates einmal Revue passieren lassen:

Ich praktiziere schon seit einer ganzen Weile mehr oder weniger regelmäßig Yoga – Pilates eher selten. Von Aerial Pilates hingegen war ich von Bildern auf Instagram und Co. sofort fasziniert. In einem Tuch hängen, sich frei fühlen und dann diese äußerst akrobatisch anmutenden, mühelos wirkenden Figuren. Wenngleich es auch irgendwie unvorstellbar schien, dass mein Körper ähnliche „Kunststücke“ vollbringen könnte. Ich hatte also ein ambivalentes Gefühl im Bauch, war aber neugierig genug, um einen Kurs zu buchen. Zeit für eine Premiere!

Nicht einfach nur „abhängen“

Und was soll ich sagen, schon nach den ersten zehn Minuten der Session war klar, dass Aerial Pilates nichts mit bloßem „Abhängen“ zu tun hatte. Man schwebt zwar in einem von der Decke hängenden Tuch, praktiziert aber nahezu alle Elemente der gängigen Pilates-Praxis. Nur wirkt es in der Luft eben akrobatischer und damit irgendwie auch beeindruckender.

Auch beim Aerial Pilates konzentriert man sich auf das sogenannte Powerhouse, also die Bauchmuskulatur, den unteren Rücken sowie den Beckenboden. Das Ausmaß der Anstrengung macht sich direkt von Beginn an im gesamten Körper breit. Denn man hängt stets mit mindestens einer Gliedmaße oder aber dem ganzen Körper im Tuch und ist dadurch andauernd Schwingungen ausgesetzt. Diese gilt es wiederum permant auszugleichen, weshalb schnell klar wurde: Aerial Pilates kommt einem ziemlichen Kraftakt gleich.

Erfolgserlebnis: Mein erster Handstand

Viele Elemente beim Aerial Pilates kennt man bereits vom normalen Pilates oder den Asanas beim Yoga. Ob herabschauender Hund, Delfin, Baum, Tisch oder die verschiedenen Krieger-Positionen, alle diese Figuren sind – zu meiner eigenen Verwunderung – auch in Kombination mit einem Tuch „problemlos“ möglich. Hinzukommen zahlreiche frei schwebende Elemente.

Neben den bekannten Figuren lernte ich also auch noch jede Menge neue Wege kennen, meinen Körper mehr oder weniger beeindruckend zu verbiegen. Vor allem aber entdeckte ich ungeahnte Möglichkeiten, denn auf einmal schienen Figuren machbar, die ich vorher viele Jahre gescheut hatte. Der Handstand zum Beispiel. Schon seit jeher war er im Sport(unterricht) mein erklärter Feind gewesen, im Tuch ist er mir dann endlich geglückt. Gerade wie eine Kerze und unsagbar stolz stand ich da!

Aerial Pilates offenbart mir meine (Muskel)Schwächen

Auch wenn Aerial Pilates seinem Namen nach „luftig“ klingt und damit leichter zu praktizieren scheint, ist doch das Gegenteil der Fall. Mir wurden meine körperlichen Defizite während der Session schonungslos vor Augen geführt. Die Elemente, die kopfüber stattfinden, sehen zwar leicht aus, sind aber extrem anstrengend. Entweder stützt man sich mit den Händen und fordert damit Bizeps, Trizeps und Co. ordentlich heraus. Oder aber das Tuch ist zum freien Schweben um Becken und Oberschenkel gewunden, was vor allem ein stabiles Powerhouse verlangt. Und genau damit fingen meine Probleme an…

Schon die einfache Rolle rückwärts, bei der man also mit dem Rücken voran im Tuch landet, offenbarte meine schwach ausgeprägte Rumpfmuskulatur. Noch deutlicher wurde es beim Versuch in die Fledermaus zu kommen, also bäuchlings parallel zum Boden zu hängen. So frustrierend diese Sequenzen auch waren, haben sie mir aber auch gezeigt, woran ich arbeiten muss.

Nicht nur Muskeln werden trainiert

Beim Aerial Pilates werden nicht nur sämtliche Muskelpartien und Faszien trainiert, sondern auch Verspannungen im Schulter-, Nacken- und Rückenbereich können gelöst werden. Außerdem schont Aerial Pilates die Gelenke und hilft den Gleichgewichtssinn zu schärfen. So konnte ich auch im Laufe meiner Session immer besser die Balance halten.

Und auch auf psychischer Ebene hatte ich das Gefühl, dass Aerial Pilates viel für mein Wohl tut: um Figuren halten zu können, bei denen ein oder sogar beide Beine im schwingenden Tuch sind, muss man ausgesprochen konzentriert und fokussiert sein. Erst dann klappt’s!

Empfindlicher Magen? Dann Vorsicht!

Wenn es etwas gab, das ich beim Aerial Pilates als nicht ganz so angenehm empfand, dann war es definitiv der permanente Schweißgeruch. Natürlich ist klar, dass das Tuch vor mir schon andere Personen in Gebrauch hatten. Aber wollte ich das auch riechen? Nein!

Und auch für Menschen mit einem empfindlichen Magen kann Aerial Pilates eine besondere Herausforderung sein. Das ständige Drehen um die eigene Achse und das permanent leicht schwingende Tuch verleihen zwar ein Gefühl von Schwerelosigkeit, lassen einen aber auch schnell das Raumgefühl verlieren. Die Folge ist ein flauer Magen, der sich bei mir vor allem während der Schlussentspannung bemerkbar machte.

Fazit: Lieblingssport-Potenzial

Auaaaaaa! Zwei Tage lang „litt“ ich an einem intensiven Ganz-Körper-Muskelkater, hatte sogar blaue Flecken an den ungewöhnlichsten Körperstellen. Doch beides war schlussendlich nicht weiter relevant! Denn so anstrengend und „folgenreich“ wie diese erste Aerial Pilates Session auch war, ich habe mich zu jedem Zeitpunkt frei und unabhängig in meinem Tuch gefühlt. Insbesondere die mehr oder weniger waghalsigen Figuren über Kopf gaben mir ein Gefühl der Stärke und Zuversicht. Ja, ich möchte fast von einem neuen wohltuenden Körpergefühl sprechen. Alles in allem habe ich meine erste Aerial Pilates Session sehr glücklich verlassen und werde definitiv demnächst wieder im Tuch abhängen…

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